Leipzig | 11.11.2017, 21:46 Uhr |
Zusammenfassung |
Marc-Oliver Rehm
„Feiern wir die besten Freunde des Menschen, die Hunde.“
31000 Vierbeiner zu Gast in Sachsen.
FCI World Dog Show 2017, Leipzig.
Die Kynologie kürt ihren Besten. Alljährlich veranstaltet die FCI, die Welthundeorganisation, die Weltausstellung, auf welcher der beste Hund der Welt ermittelt wird. Die Auswahl ist schwer zu treffen, denn es sind nicht weniger als 280 Rassen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So kommen vom 8-12 November knapp 31000 Hunde nach Deutschland um nicht nur den Schönsten zu ermitteln, sondern auch gesunde, fröhliche Vierbeiner zu feiern.
„Dies ist keine normale Welthundeausstellung“. So beginnt der Präsident der FCI, Rafael de Santiago, in seinem Vorwort zur Ausstellung. Und tatsächlich ist sie es nicht – denn vor weniger als zwei Jahren sagte der eigentliche Veranstalter, der Dachverband von Ecuador, ab.
Der Verein für das deutsche Hundewesen (VDH), der vom Präsidenten mit Einfallsreichtum und Disziplin beschrieben wird, sprang kurzerhand ein und verpflichtete sich ein Jahrhundertevent innerhalb kürzester Zeit auf die Beine zu stellen. Heraus kam die größte Welthundeausstellung aller Zeiten, wenn nicht das größte Zusammentreffen von Rassehunden in der modernen Geschichte.
„Ich bin überzeugt, dass diese FCI World Dog Show 2017 in Leipzig die Messlatte für zukünftige Veranstaltungen setzen wird“ so de Santiago weiter. Und Recht hat er, allein in der Meldezahl hat sie es schon getan. Hinzu kommt ein hochmodernes Messezentrum, eine perfekte Erreichbarkeit ziemlich genau in der Mitte Europas und das gewohnte VDH Organisationstalent. Vor jeder Kritik, die es zweifelsohne auch bei dieser Weltausstellung gibt, muss sich vor Augen geführt werden, in welch kurzer Zeit diese Show realisiert wurde.
Die Ringe 10 und 11 waren für die weißen Hochländer reserviert. Lilian Lleton, ausgewiesene Rassespezialistin aus Dänemark, und Ricardo Torre Simoes aus Brasilien trafen die wichtigen Entscheidungen aus bravourösen 197 Westies. „Bellevue Thunder Bolt“, schon Cruftssieger und aktuell in niederländischem Besitz, wurde zum amtierenden Weltsieger und Rassebesten. Die Wahl eines Allgemeinrichters für die Hündinnnen, der keinen nachweisbaren Bezug zu Terriern zu haben schien, stieß bei den Austellern zu Recht auf Unmut.
Die Terrier wurden größtenteils in der Halle 4 des neuen Leipziger Messezentrums gerichtet. Insgesamt gab es drei geräumige Hallen für das Richten, eine Halle dann für den Ehrenring sowie die Shops und Vorführungen. Gerade zu den Mittags- und Nachmittagszeiten schienen sich Pilgerscharen durch die Gänge zu bewegen – es war überaus voll, aber nicht unzumutbar. Die Bewertungsringe, insgesamt 83 an der Zahl, waren großzügig und für den Großteil der Rassen absolut ausreichend. Der eine oder andere, der da Kritik übt, sollte auch den Bereich Fluchtwege und Brandschutz im Blick haben – hochmodernes Messegelände gibt es hier natürlich Vorschriften, für die jeder Besucher und Aussteller dankbar sein sollte.
Das Highlight einer jeden Titelschau, natürlich der Ehrenring, war zentral in Halle 1 platziert. Elegant, würdevoll und doch auch dezent gehalten lud er den Besucher zum Zuschauen ein. Das Platzangebot dort – in den Abendstunden zu den Sonderwettbewerben restlos besetzt – hätte größer sein dürfen. VDH-Präsident Prof. Friedrich bekannte aber zur generellen Meldezahl auch offen: „Wir haben die große Resonanz in dieser Form nicht erwartet und sind stolz, dass wir die größte Ausstellung in der Geschichte der FCI ausrichten dürfen“. Das Programm im Ehrenring bestach dagegen auch noch mit einer perfekten zweisprachigen Moderation und eine hervorragende, spannende, aber nicht zu aufwühlende Musikauswahl. Rui Oliveira entschied sich hier am Abend als Best Junior in Group III für den Scottish Terrier, Andras Korozs aus Ungarn, der die erwachsenen Hunde im Finale der Gruppe III richten durfte, wählte den Fox Terrier Drahthaar. Aber der Ehrenring hielt noch mehr für die Terrier bereit: So wurde der Beste Veteran des Tages ein Dandie Dinmont Terrier, die Beste Zuchtgruppe die Yorkshire Terrier und der Beste Jüngstenhund der Cairn Terrier. Bester Hund der deutschen Rassen wurde der Deutsche Jagdterrier.
Eine Abrundung des kynologischen Aspekts bot das reichhaltige Aktionsprogramm an den verschiedenen Stationen: Hier war unter anderem auch die Dog Dancing World Championship mit 110 Startern oder die Deutschen Meisterschaften im Agility mit 350 Startern zu bestaunen.
Darüber hinaus ein reichhaltiges Angebot von 185 Industrieausstellern, die Allerlei Nützliches und „Unnützliches“ für den Hundebesitzer bereithielten.
Ein großer Dank gilt wohl dem VDH in Dortmund, der es in kürzester Zeit verstand, ein erlebenswertes Event auf die Beine zu stellen. Leipzig und die deutsche Kynologie haben sich von einer guten Seite gezeigt – Aussteller und Besucher konnten eine mehr oder minder entspannte, aber sicher erfolgreiche, Woche in der sächsischen Hauptstadt verbringen.
Auf Wiedersehen – tot ziens – 2018 in Amsterdam.
Alle Ergebnisse und Fotos gibt’s auf www.wds2017.de
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